🔥 Eine gute Story, eine sinngebende Rationale, in der überzeugend dargestellt ist, weshalb es eine Veränderung oder Transformation braucht: Das ist zentraler Bestandteil jeder Change Kommunikation, ob bei der Einführung einer IT Plattform, einer Umstrukturierung oder der Neuausrichtung der Unternehmensstrategie.
Das Dumme ist nur: sie kann noch so gut gemacht, überzeugend und argumentativ stringent sein – in der Praxis stößt sie fast immer auf Skepsis oder sogar Widerstand. Paradoxerweise ist es oft sogar so: je überzeugender die Story, desto mehr Skepsis – und regelmäßig treffe ich auf Verantwortliche, die sich mindestens darüber wundern, manchmal es kaum fassen können und sich metaphorisch die Haare raufen. 🤷♀️ Wie kann das also sein?
Was ich in meiner langjährigen Beratungspraxis festgestellt habe: Es ist ein eigentlich paradoxes Phänomen: je mehr wir in der Change Kommunikation für eine Sache argumentieren, desto mehr blenden wir zwei Aspekte aus: Trauerarbeit und valide Gegenargumente
1️⃣ Die emotionale oder auch seelische Seite der Veränderung wird in der Change Kommunikation nicht berücksichtigt
Veränderung hat immer auch “Verlierer”. Es ist eine Illusion zu glauben, dass man es allen Recht machen kann. Diese Menschen lassen sich nicht argumentativ überzeugen, sie können nur in Ihrem Leid gesehen, ernst genommen und begleitet, und nur auf diese Art und Weise „mitgenommen“ werden.
Manchmal erlebe ich auch eine Etikettierung derer, die nicht gleich auf den Zug aufspringen möchten. Als Zweifler, als Zögerer, als Widerständler. Oder noch perfider: es wird ihnen ein „fixed mindset“ unterstellt, also Veränderungsunwilligkeit. Das Management ist dann empört über diese emotionale Reaktion. Nicht selten gibt es dann den Wunsch von Seiten der Initiatoren, am Mindset der Menschen zu arbeiten, sie veränderungswilliger zu machen. Das funktioniert selten, denn Emotionen, die nicht anerkannt werden, werden bekanntlich nur noch stärker. In vielen Fällen ist man einfach nicht bereit, Verständnis für die Verlierer zu entwickeln – und trotzdem zur Veränderung zu stehen.
2️⃣ Die möglichen Gegenargumente gegen die Veränderung werden in der Change Kommunikation ausgeblendet
Das ist für mich oft der größere blinde Fleck! Wenn wir für eine Sache argumentieren, geraten wir häufig in einen mentalen Sog, der nur noch Pro-Argumente zulässt. Alle anderen Perspektiven fallen hintenüber oder werden als wenig intelligent oder als fehlender Weitblick abgetan. Es ist ein Phänomen der selektiven Wahrnehmung, der kognitiven Dissonanz. Oder weil wir unsere Lösung idealisieren wollen, damit sie (vermeintlich) mehr Kraft bekommt.
Dabei gibt es diese einzig richtige Lösung, zumindest in komplexen Transformationsprozessen, nie.
💡Mein Plädoyer für eine achtsame Veränderungskommunikation lautet deshalb:
👉 Sucht aktiv nach validen Gegenargumenten und wertschätzt sie!
Change Kommunikation heißt auch, die eigene Story kritisch zu hinterfragen oder auch hinterfragen zu lassen. Wie sehen Betroffene die Veränderung, welche Argumente sprechen aus ihrer Sicht dafür UND dagegen? Welche gleichwertigen Alternativen gibt es zu dem von uns favorisierten Weg? Die Haltung sollte ausdrücken: “Wir machen es aus guten Gründen so, aber wir wissen, dass man es auch anders machen könnte und haben uns damit ehrlich auseinandergesetzt.“
👉 Sprecht nicht nur über das „Warum“, sondern auch über das „Ja, aber“, die Verluste.
In erster Linie geht es darum, sich mit den „Ja, abers“ auseinander-, oder noch besser, zusammenzusetzen. Evtl. entsteht daraus eine neue Abwägung und man modifiziert sein Vorhaben. Auch ein Verzicht ist grundsätzlich denkbar, allerdings hatte man ja einen guten Grund für die Initiative, deshalb wäre das eher eine absolute Ausnahme.
Im Kern geht es deshalb darum, die Kosten der Veränderung für bestimmte Zielgruppen zu sehen, nicht auszublenden. Trauerarbeit zu leisten, zu wertschätzen, und mit den „Verlierern“, den „Gegnern“, einen konstruktiven Umgang zu finden. Nach dem Motto: „Ich sehe Euren Verlust und ich bitte Euch, ihn mitzutragen, weil wir uns gemeinsam in diese (andere) Richtung entwickeln wollen. Wir sind überzeugt, dass das insgesamt aktuell die passende Entscheidung ist.“ Dies sollte auch nicht nur taktisch gesagt werden, sondern entsprechend in den Handlungen deutlich werden, dass man es ernst meint. Dass man dennoch versucht, den Verlust zu minimieren oder zumindest wohlwollend zu begleiten.
👉 Schafft Resonanzräume und Kompetenz für echten Dialog, statt nur für Überzeugungsarbeit.
Hier braucht es achtsame Begleitpersonen, die stark in sich ruhen und zugleich eine Offenheit und Toleranz für widersprüchliche Perspektiven mitbringen. Außerdem braucht es eine sinnvolle Architektur an Dialogformaten, die den Austausch auch über Team- und Bereichsgrenzen hinweg zulassen (synchron und asynchron, auf Plattformen und in kleineren und größeren Veranstaltungen). Und regelmäßiges, kuratiertes und selbstbewusstes Feedback in die Entscheidungsrunde.
Für Mitglieder von Entscheidungsrunden macht es das schwer. Man möchte es schließlich allen recht machen mit einer Lösung, die für alle die Beste sein soll. Aber die damit verbundenen Schmerzen wollen gesehen und gehört werden – zumindest das. Gehen Sie also in Kontakt und entwerfen sie realistische Unterstützungsangebote, statt alles schönzureden.
Nur so entsteht die Voraussetzung für einen gemeinschaftlichen Buy-in, ein konstruktives sich-Einlassen auch der Skeptiker im Change.
Lust auf eine gedankliche Challenge 💡? Das folgende Statement führt die bisherigen Ausführungen auf die Spitze:
Wahre Helden einer Transformation sind aus dieser Sicht nicht die Lauten, die Sichtbaren. Es sind mindestens genauso jene, die sagen: “Ich werde einige Nachteile in Kauf nehmen müssen, aber ich committe mich trotzdem. Ich sehe es anders, aber ich committe mich trotzdem. Weil auch die alternative Entscheidung Sinn macht – und weil in einer großen Gemeinschaft nicht jeder individuelle Wunsch bestimmend sein kann.” Es gilt, diese zu suchen. Es gilt, manchmal auch bei uns selbst damit anzufangen 😉
🚀 Natürlich gibt es im Rahmen der Transformationsbegleitung noch weitere Fallstricke und vor allem auch Lösungsansätze, wie der Wandel gelingt. Im Rahmen der Systemischen Beratung können wir hier jederzeit tiefer einsteigen. Und im Bereich der Change Kommunikation bietet die Pyramidale Kommunikation ein gutes methodisches Framework für alle Beteiligten.
Wir freuen uns darauf, Sie bei Ihren Transformationsprojekten begleiten zu können. Buchen Sie noch heute ein unverbindliches Erstgespräch.
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